Tag der Franken 2009
Bad Windsheim 5. Juli 2009


Rede des Vorsitzenden der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft
Dr. Helmut Ritzer, Landtagsvizepräsident a.D.


Es gilt das gesprochene Wort


Anrede,
hochgeschätzte Festversammlung,

wir feiern heute den vierten Tag der Franken, beginnen gewissermaßen die zweite Runde mit der 2. von Mittelfranken ausgerichteten Veranstaltung. Wir freuen über diese Kontinuität. Um den nächsten Tag der Franken 2010 in Oberfranken gab es schon einen harten Wettbewerb. Es spricht zum 2. Mal der Ministerpräsident des Freistaates: die Institution des Tags der Franken ist gesichert.

 

Das ist Anlass genug, um Danke zu sagen, denen, die den Tag der Franken auf den Weg gebracht haben:

 

• bei unserem leider verstorbenen Freund Werner Bächer,

  dessen Petition an den Bayerischen Landtag die Initialzündung

  gegeben hat.
• bei Ihnen, Herr Bezirkstagspräsident Bartsch, die Sie den

  Wunsch von FAG und FB sofort aufgegriffen und die Trägerschaft

  des Bezirks Mittelfranken 2006 zugesagt haben,
• bei Helga Schmitt-Bussinger und Joachim Hermann,

  damals noch Fraktionsvorsitzender, die im Landtag für den

  einstimmigen Beschluss vom 18. Mai 2006 gesorgt haben, bei
• Manfred Scholz, dessen Hartnäckigkeit wir das Bewusstsein für

  den 2. Juli als dem Gründungstag des Fränkisches Reichskreises

  und damit des natürliches Tages der Franken zu verdanken

  haben und bei
• dem Mentor und Unterstützer des Tages der Franken, der alle

  Veranstaltungen besucht und bei allen Veranstaltungen aus 

  Überzeugung gesprochen hat, bei unserem

  Ministerpräsidenten Günter Beckstein.

 

Ich stehe hier als Sprecher für die fränkischen Organisationen, vor allem für den Frankenbund, den Fränkischen Bund und die Fränkische Arbeitsgemeinschaft, aber auch für die Vereine der Trachtler, Sänger, Musikanten und der Mundarttheater, für die Heimat- und Geschichts-vereine.
Für uns alle ist es eine große Freude, dass wir diesen Tag alle Jahre begehen können.

 

Wir Franken sind stolz auf unsere Geschichte und haben auch gute Gründe dafür.

 

Die Franken sind die Wegbereiter Europas – das war der Titel der großen Frankenausstellung Baden-Württembergs in Mannheim -  sind die Schöpfer der Frankenreiche der Merowinger und der Karolinger, die Gründer Frankreichs und des Römischen Reiches deutscher Nation. Das Motto dieses Jahres könnte des-halb besser nicht gewählt sein.

 

Die Franken haben die Gebiete der Mosel, des Rheins und des Mains besiedelt, für das sich im 9. und 10. Jahrhundert  der Begriff „Francia Orientalis“ herausbildete. „Das mittelalterliche Franken war nach dem Selbstverständnis seiner Bewohner und der Einschätzung seiner Umwelt, nicht zuletzt des Königtums, ein Stammland des Reichsverbandes, wie das damalige Bayern, Schwaben, Sachsen Thüringen, Lotharingien  usw. auch.“ (schreibt Jürgen Petersohn, Franken um 900)

 

Franken, das Land in der Mitte des Reiches war Königsland, den Königen und Kaisern unmittelbar verbunden, das duldete keinen Herzog als Zwischenmacht. Die Rolle Frankens wird deutlich in der Beschreibung der Reichskreise von 1500, wo der fränkische „der erst und furnembst“  war, an dem sich die übrigen orientierten. Die Bildung dieses Reichskreises war kein Akt der Willkür, war keine Zufälligkeit, sondern Ausdruck des Verständnisses das damals von diesem Gebiet bei Kaiser und Reichstag bestand. Die Franken im heutigen Bayern waren also keiner eigenständigen Landesherrschaft unterworfen, sie lebten frank und frei in ihren vielen oft kleinen Territorien, aber sie haben sich über Jahrhunderte als etwas Zusammengehöriges empfunden und deshalb die Verantwortung für die ganze „Francia orientalis“ auch in schwierigen Zeiten gemeinsam getragen und im Fränkischen Reichskreis eine staatsrechtliche Ordnung praktiziert, welche die Vielfalt der Herrschaftsformen gewährleistete, aber die gemeinsamen Interessen effektiv wahrnahm. Der Kreistag des Reichskreises hatte eine parlamentarische Struktur, die moderne Vergleiche nicht zu scheuen braucht. Sie können sich dazu in der Geschichtswerkstatt der FAG gerne informieren.

 

Der Fränkische Reichskreis ist der Dreh- und Angelpunkt  des Selbstverständ-nisses aller Franken. Das ist auch der Grund, warum wir endlich eine Landesausstellung des Hauses der bayerischen Geschichte zu diesem Thema fordern. Im Jahr 2012, höre ich, ergibt sich die Chance dafür. Sie, Herr Ministerpräsident sind ja sehr an der Geschichte unseres Landes und ihrer Darstellung interessiert, wollen ein Haus der Geschichte Bayerns, hier treffen wir uns. Deshalb hoffen wir auch auf Ihre Unterstützung in dieser Frage, wir hoffen nicht nur sondern sind uns dessen sicher, weil Ihnen am Ausgleich zwischen den Stämmen in Bayern gelegen ist.

 

Zurück zur Geschichte: In Bayern müsste man wissen, dass wir Franken immer eine starke Bindung an das Reich hatten, das gilt bis heute. Wir konnten und wir können wenig mit der als separatistisch empfun-denen Rechthaberei der Bayern anfangen und fühlen, dass in diesen Fällen nicht für uns gesprochen wird.

 

Das ist das 1. Paradoxon der bayerischen Politik: Immer wenn Bayern sich in die-ser Form zu Wort meldet, hat der fränkische Separatismus Hochkonjunktur.
Das 2. Paradoxon will ich gleich anfügen, weil es uns Franken genauso ärgert, wie das gerade benannte: Die bayerischen Politiker führen unentwegt Klage, über die Bevormundungen aus Brüssel und Berlin, fühlen sich als Lordsiegel-bewahrer des deutschen Föderalismus, in Bayern aber wird der brutalstmögliche Zentralismus praktiziert, der diktatorische Geist Montgelas hochgehalten. Dagegen haben sich die Franken schon früh gewehrt.
Der Kampf um mehr Demokratie im Vormärz des 19.Jahrhunderts wurde von Franken aus geführt, für schwarz-rot-gold  und ein demokratisches Deutsch-land haben sich fränkische Politiker eingesetzt und wurden von der bayerischen Regierung ver-folgt und eingesperrt. Wir Franken sind stolz auf diese demokratische Tradition.  Auch ein Grund selbstbewusst einen Tag der Franken zu begehen.

 

Wir hissen auch unsere Frankenfahne. Wir sind so frei. Es ist eine unserer Methoden den Altbayern klar zu machen, dass das moderne Bayern drei Stämme kennt: die Bayern, die Franken und die Schwaben. Bayern und seine Repräsentanten müssen endlich begreifen: wir sind keine Nordbayern, wir waren, sind und bleiben Franken. Die Frankenfahne mit dem Rechen ist ein fränkisches Kultursymbol. Darauf sollte auch Bayern stolz sein, schließlich ist der Frankenrechen ein Teil des bayerischen Staatswappens. Warum soll dieses Symbol zu festlichen Anlässen nicht  an Staatsgebäuden wehen? Lebt der alte Montgelas noch in München und wittert Staatsverrat?

 

Gleich noch ein Wort zur Beutekunst. Wir werfen der Staatsregierung nicht vor ver-antwortlich zu sein für die Untaten der plündernden Besatzungsmacht Bayern von damals. Wir werfen der amtierenden Staatsregierung aber vor, dass sie das ge-schehene Unrecht nicht erkennt oder erkennen will und dass ihr jeglicher Wille fehlt, diese Kulturbarbarei wieder gut zu machen. Die Kunst-schätze gehören dor-thin, wo sie einst geraubt wurden. Sie bleiben – das begreift offenbar niemand in München – dann ja immer noch in Bayern. Das Thema Beutekunst bleibt auf der Tagesordnung, weil diese Frage die Menschen berührt. Die Massenpetition unserer Freunde vom Fränkischen Bund, der sich immerhin 12.000 Bürgerinnen und Bürger in kurzer Zeit angeschlossen haben, steht nächste Woche auf der Tages-ordnung im Landtag. Wir erwarten alle, dass sich etwas bewegt.

 

Bewegen muss sich auch etwas in der Regional- und Strukturpolitik für Franken. Die ländlichen Räume im nördlichen Teilen Ober- und Unterfrankens sind nicht nur in ihrer Entwicklung bedroht, sie sind zum Teil existentiell gefährdet. Dazu erwarten wir energische Anstrengungen. Das Versprechen gleicher Lebensverhältnisse in allen Landesteilen gibt es seit dem ersten Landesplanungsgesetz von vor mehr als dreißig Jahren. Geändert haben sich die Formulierungen, nicht die Wirklichkeit. Es gibt nach wie vor, eine eklatante Benachteiligung.

 

Aber heute feiern wir, den Tag der Franken. Wenn wir besser aufgepasst hätten, hätten wir natürlich gestern gefeiert, dann hätten Sie Herr Minister-präsident zum Geburtstagsempfang nach Franken einladen können.  Das haben wir vermasselt. Gratulieren dürfen wir natürlich heute noch genauso herzlich und als Geschenk die Frankenfahne überreichen. Sie darf überall – auch in der Staatskanzlei gehisst werden, einträchtig mit der bayerischen natürlich. Eins versprechen wir: den nächsten Tag der Franken feiern wir 2010 an Ihrem Geburtstag in Kulmbach.


Aktuelles

Kommentare

Pressemitteilung unserer Parlamentsbeauftragten Helga Schmitt-Bussinger, MdL mit den Titel:

 "Vergabe an National Express (NX) ist unnötiges Risiko für die S-Bahn-Nutzer in der Region Nürnberg"

 

Download hier

 

Pressemitteilung unserer Parlamentsbeauftragten Helga Schmitt-Bussinger, MdL mit den Titel:

Technische Hochschule für die Ohm-Hochschule Nürnberg ein guter Anfang.

 

Download hier

Pressemitteilung unserer Parlamentsbeauftragten Helga Schmitt-Bussinger, MdL: Jahrelanger Einsatz für die Frankenfahne hat sich gelohnt.

 

Download hier

Pressemitteilung unserer Parlamentsbeauftragten Helga Schmitt-Bussinger, MdL zum Thema:

 

Oberbayerische Arroganz verhindert Dürer-Bild Ausleihe

 

Für Helga Schmitt-Bussinger, Sprecherin der mittelfränkischen Landtagsabgeordneten ist die endgültige Absage des Wissenschaftsministers einer Ausleihe Dürers Selbstbildnis nach Nürnberg der Schlusspunkt einer Blamage der Staatsregierung.

 

Download hier

Rot-Weiß für Nürnberg und Franken

 

Brief der Sprecherin der mittelfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten, Helga
Schmitt-Bussinger, an Innenminister Joachim Herrmann über die Beflaggung der
Nürnberger Burg. Download hier